F_in Treffen in Offenbach – 2023

Ende Juni fand das Jahrestreffen des Netzwerks Frauen im Fußball (F_in) in Offenbach statt. Mit wenig Mitteln und sehr kurzfristig geplant, kamen ca. fünfundzwanzig Frauen in den Fanladen und nutzten den kleineren Rahmen für einen intensiven Austausch und dazu, die Stadt Offenbach unsicher zu machen. Der Besuch beim Kulturwaggon am Main fiel buchstäblich ins Wasser, dafür wurde aber eine neue Zaunfahne fertig.

Kickers Offenbach und Stadt erinnern an Dr. Manfred Weinberg und seinen Einsatz gegen die Nationalsozialisten

copyright: Stadt Offenbach / georg-foto, offenbach

Offenbach am Main, 8. Mai 2023 – Mit einer neuen Kulturtafel am Stadion auf dem Bieberer Berg erinnern die Offenbacher Kickers und die Stadt Offenbach an Dr. Manfred Weinberg und die jüdische Geschichte des Traditionsvereins. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und Jörg Briel vom Kickers-Präsidium übergaben die Tafel zum Heimspiel am 6. Mai der Öffentlichkeit. Sie entstand auf Initiative der AG Erinnerungsarbeit, die aus dem Fanprojekt, Fanbeauftragten und engagierten Fans besteht. Die Tafel informiert Gäste des Stadions und Passanten über das Leben von Dr. Manfred Weinberg, der bis 1932 im Vorstand des OFC tätig war. Die Tafel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Stolpersteins für Weinberg, der vor der Hermann-Nuber-Tribüne platziert wurde und seit 2006 in der Patenschaft des Präsidiums der Kickers liegt.

Dr. Manfred Weinberg war eine herausragende Persönlichkeit des Vereins. Im Vorstand der Kickers stellte er sich einst mutig gegen die Nationalsozialisten und verbot Adolf Hitler 1932 einen Wahlkampfauftritt im Kickers-Stadion“, würdigte Oberbürgermeister Schwenke das wohl bekannteste jüdische Mitglied des Vereins. „So mutig er war, so schnell war er den Nazis ein Dorn im Auge. Deshalb musste er durch großen Druck der Nazis noch im Vorfeld der Machtergreifung Hitlers den Verein verlassen – und das nur, weil er ein Jude war.“

Jörg Briel erinnerte an die Gleichschaltung der Nazis auch im Sport: „Juden waren seinerzeit in vielen Vereinen aktiv, sei es als Spieler, als Förderer oder in der Vereinsführung. Dennoch wurden sie von Anhängern der Nationalsozialisten aus den Vereinen gedrängt, schließlich aus Deutschland vertrieben oder deportiert.“ Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 schalteten sich die Fußballvereine und der DFB schnell selbst gleich: Sie drängten ihre jüdischen Mitglieder aus den Vereinen und änderten von sich aus ihre Satzungen.

Wie angedroht, vergaßen die Nazis Weinbergs Affront gegenüber Hitler nicht. Schon im März 1933 verhafteten sie ihn und verbrachten ihn in das Lager Osthofen in Rheinhessen, in der Nazisprache „in Schutzhaft“ und zur „Umerziehung“. Ende April wurde er und andere missliebige Menschen vor den Augen der Bürger auf einer großen Naziveranstaltung auf dem Wilhelmsplatz öffentlich gedemütigt. Weinberg durfte seine Rechtsanwaltspraxis nicht weiter betreiben. Noch 1933 verließ der Deutschland und floh über Frankreich nach Afrika. 1946 kehrte er in das befreite Deutschland zurück und lebte in Mainz.

Jörg Briel: „Für uns als Verein Kickers Offenbach ist es eine Pflicht, an Dr. Weinberg zu erinnern und seinen Einsatz gegen die menschenverachtende Ideologie zu würdigen.“ Auch für die Stadt ist dieses Erinnern wichtig, so Oberbürgermeister Schwenke: „Der mutige Einsatz von Dr. Weinberg muss sichtbar bleiben und mit dieser Tafel würdigen wir einen wichtigen Bürger der Offenbacher Stadtgeschichte.“

Aufs rote Sofa mit Ersan Parlatan

Am 26. Januar 2023 laden Fanbeauftragte und Fanprojekt alle interessierten OFC-Fans ab 19.01 Uhr zur Veranstaltung „Aufs rote Sofa“ in den Fanladen ein. Zu Gast ist unser Cheftrainer Ersan Parlatan.

Gemeinsam wollen wir auf seine ersten Monate beim OFC zurückblicken, über das anstehende Trainingslager sprechen und mehr über den Menschen Ersan Parlatan erfahren.

Natürlich steht er auch für eure Fragen zur Verfügung!

Der Fanladen (Luisenstraße 61/Hinterhaus) hat ab 18:30 Uhr geöffnet.

Lesung mit Alina Schwermer: Futopia. Ideen für eine bessere Fussballwelt

Am 15. Dezember 2022 findet ab 19 Uhr eine Lesung mit Alina Schwermer aus ihrem Buch „Futopia. Ideen für eine bessere Fussballwelt“ im Fanladen statt. Der Förderverein für Offenbacher Fußballkultur und das Fanprojekt laden euch gemeinsam zur Veranstaltung am Jahresende ein.

Was wäre, wenn jemand vorschlagen würde, das aktuelle System einzuführen? Lasst uns einen Fußball spielen, bei dem der Meister schon am ersten Spieltag feststeht. Lasst uns einen Fußball einführen, bei dem Männer tausendfach so viel verdienen wie Frauen. Lasst uns einen Fußball einführen, der undemokratisch ist und seine Fans verachtet, Menschen schon im Kindesalter versklavt, von wenigen Superreichen diktiert wird und von konservativen alten Männern beherrscht wird. Lasst uns einen Fußball schaffen, der den Planeten, die Ressourcen und damit sich selbst zerstört.

Wer würde diese Idee gut finden?

Der Eintritt zur Lesung ist kostenfrei.

Der Fanladen (Luisenstraße 61 – Hinterhaus) öffnet an dem Tag um 18:30 Uhr.

Die Kraft des Fußballs und seiner Fankultur auch in Zukunft nutzen

Besuch von Ekin Deligöz, Parlamentarischen Staatssekretärin im BMFSJF, in Offenbach

Die Koordinationsstelle Fanprojekte bei der dsj (KOS) und das Fanprojekt Offenbach in Trägerschaft des Internationalen Bundes (IB) konnten am 18.8.2022 in den Räumen des Fanprojekts in Offenbach die Parlamentarische Staatssekretärin im BMFSJF, Ekin Deligöz, begrüßen. Seit 1993 fördert das BMFSFJ auf Grundlage der Vereinbarungen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) gemeinsam mit DFB und DFL die KOS.

Der Fußball und die Fankultur führen Menschen unterschiedlichster Herkünfte regelmäßig und oft über viele Jahre zusammen. Für Kinder und Jugendliche ist die Fankurve ein wichtiger Sozialisationsort, der ihnen vielfältigste Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Fanprojekte unterstützen gezielt zivilgesellschaftlich und fanpolitisch engagierte Fangruppen, die sich für eine Fankultur ohne Rassismus und Diskriminierung engagieren. Sie sind für alle Jugendlichen in deren jeweiligen Lebenslagen ansprechbar, sei es bei Problemen in der Schule, mit Drogen, mit der Justiz oder weil sie armutsgefährdet sind. Diese Vielfalt zeichnet die Fanprojektarbeit aus und ist gleichzeitig eine fortwährende Herausforderung an Team und Träger eines jeden Fanprojektes. Neben den klassischen Themenfeldern der Sozialen Arbeit unterstützen die Fanprojekte bei fußballspezifischen Anliegen wie Aufenthaltsbedingungen im Stadion, dem Konfliktfeld Polizei-Fans und zum Beispiel den besonderen Herausforderungen von Mädchen und Frauen im männlich dominierten Männerfußball.

Die Öffentliche Hand, sprich Kommunen und Bundesländer, finanzieren seit 1993 gemeinsam mit DFB und DFL die sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekte. Aktuell arbeiten 71 Fanprojekte in Deutschland auf der Grundlage des NKSS. Und setzen damit ein Zeichen in Europa, denn nirgendwo anders werden Fans professionell und sozialpädagogisch unterstützt und begleitet und nirgendwo sonst stehen deren Interessen im Mittelpunkt des Handelns. Dem Fußball steht mit der Öffentlichen Hand ein starker Partner an der Seite. Dadurch garantiert der Fußball die Unabhängigkeit der sozialpädagogischen Fanprojekte und nimmt gleichzeitig seine gesellschaftliche Verantwortung wahr.

Am heutigen Tag konnten die Aufgaben und die praktische Arbeit der von der KOS koordinierten sozialpädagogischen Fanprojekte präsentiert und Fragen der PStin Ekin Deligöz beantwortet werden.

Antje Hagel, Leiterin des Offenbacher Fanprojekts: „Der Aufmerksamkeit und dem Engagement von Fans verdanken wir heute, dass es Stehplätze und damit bezahlbare Tickets in den Stadien in Deutschland gibt, der Aufmerksamkeit und dem Engagement der Fans verdanken wir es aber auch, dass es Anlaufstellen bei übergriffigem Verhalten unter Fans gibt. Wir als Fanprojekt-Mitarbeiter*innen unterstützen die Fans, in dem wir die Anliegen der Fans aufgreifen und begleiten. Die langjährigen Beziehungen bieten die Möglichkeit über fankulturelle Unterschiede hinweg, neue Wege zu finden und zu gehen.“

Michael Gabriel, Leiter der KOS: „Das große Interesse von Frau Parlamentarische Staatssekretärin Deligöz an der Arbeit der Fanprojekte, das sich in diesem Besuch manifestiert, freut mich sehr. Uns verbindet die gemeinsame Sorge um die zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungstendenzen. Umso größer sollen unsere Anstrengungen sein, die Kraft des Fußballs und seiner Fankultur auch in Zukunft zu nutzen, um gemeinsam der gesellschaftlichen Spaltung entgegen zu wirken.“